
Die Frage, wie Flüchtlinge in unserer Stadt untergebracht werden und wie die Nachbarschaften von Flüchtlingswohnheimen auf diese reagieren und wie das Nebeneinander funktioniert, beschäftigt seit mehreren Wochen viele Remscheider und führte am Freitagnachmittag eine interessierte Gruppe von SPD-Mitgliedern zu einem Besuch ins Flüchtlingsheim in der Wülfingstraße in Lennep. Wir wollten uns einen unmittelbaren Eindruck von der Wohnsituation der Flüchtlinge machen und mit denjenigen Sprechen, die die Flüchtlinge betreuen, um von diesen einen Erfahrungsbericht über den aktuellen Sachstand und eine Einschätzung über die vor uns liegende Herausforderung zu bekommen. so der Vorsitzende der Remscheider SPD, Sven Wiertz.
Bei dem rund zweistündigen Gespräch gab Frau Krein vom Verein Begegnen. Annehmen. Fördern." (B.A.F.), welcher die insgesamt vier Flüchtlingsheime in Remscheid betreut, einen Eindruck von den Herausforderungen in den vergangenen Monaten. Sie schilderte, dass der wachsende Zustrom an Flüchtlingen den Verein vor große Probleme gestellt hatte, weil die Zuweisungsfrist von einer Woche oftmals auf zwei bis drei Tage reduziert war und über Wochen Betten und Wäsche aufgrund von Lieferschwierigkeiten fehlten.
In der Einrichtung in der Wülfingstraße leben zurzeit rund 100 Menschen. Diese sind in kleinen Wohnungen untergebracht. In sämtlichen Einrichtungen gehe es derzeit sehr diszipliniert sind, was angesichts der vielfältigen religiösen und ethnischen Herkunft der Bewohnerinnen und Bewohner von Eritrea über den Balkan über den Nahen Osten nicht selbstverständlich sei. Das hängt wahrscheinlich auch damit zusammen, dass die Einrichtungen vor Ort im Vergleich zu den Erstaufnahmeunterkünften recht klein sind und dass die Einrichtungen mitten in der Stadt liegen und nicht abgeschottet weit draußen. schilderte der Remscheider Landtagsabgeordnete Sven Wolf eine Einschätzung, die er nach Beratungen im Landtag zu dem Thema gewonnen hatte.
Bei der Frage nach der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge stellt sich das Problem, dass die leistungsgewährende Stelle am Friedrich-Ebert-Platz in Alt-Remscheid, die Einrichtungen sich aber in Lennep oder Lüttringhausen befinden und die Kosten für Mobilität für Flüchtlinge nicht erstattet werden. Auch dass nicht für alle Kinder im Kita-Alter Plätze zur Verfügung stehen ist ein Problem. An diesem Punkt werde jedoch mit dem Kommunalen Integrationszentrum kreativ nach Lösungen gesucht.
Die Frage nach fehlenden Spielmöglichkeiten war im weiteren Verlauf des Gesprächs ebenso ein Thema wie die zurzeit sehr, sehr hohe Anteilnahme und Spendenbereitschaft der Remscheider Bevölkerung. Wir waren sehr beeindruckt zu sehen, dass die Einrichtung in den vergangenen Wochen mit vielen Sachspenden bedacht wurde. Das hat uns sehr gefreut. so die Stv. Vorsitzende der Remscheider SPD, Stefanie Bluth.
Die Leiterin der Einrichtung berichtete, dass sich die Anzahl Hilfsangebote vermehrten haben allen Berichten in den Medien über PEGIDA und ähnliche Phänomene zum Trotz. Sie stellte klar, dass das Konzept des Hauses darauf ausgelegt sei, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner nicht wie in einem Gefängnis fühlen sollen sondern vielmehr sehr viel Zeit darauf verwendet wird, das Vertrauen der Bewohnerinnen und Bewohner zu gewinnen. Die Nachbarn wüssten, dass es einen Hausmeisterdienst gibt, an dem man sich unter Umständen wenden kann. Auf Dienstkleidung oder auf einen Sicherheitsdienst werde bewusst verzichtet. Und die Spendenbereitschaft der Remscheiderinnen und Remscheider sei zurzeit schlicht überwältigend.
Die Gruppe versprach, im kommenden Jahr noch einmal wieder zu kommen. Man wolle bei dem Thema am Ball bleiben.