

An dieser Veranstaltung kam man in den vergangenen Wochen vor allen Dingen in Lennep und Lüttringhausen kaum vorbei, denn in mehreren Dutzend Geschäften, Bibliotheken und weiteren Anlaufstellen mit Publikumsverkehr hingen Plakate oder lagen Flugblätter aus, mit denen die Remscheider SPD zu einem literarisch satirischen Tucholsky-Abend ins atmosphärisch sehr schöne Café Grah, in der ebenso schönen Altstadt in Lennep, einlud.
Die Nervosität war den Organisatoren schon sichtlich anzumerken. Kommen überhaupt Leute zu Kulturveranstaltungen und dann noch eine, zu der eine politische Partei einlädt? Als eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn sich bereits eine lange Schlange an der Abendkasse bildete und eine Viertelstunde vor Beginn die Türen zum Veranstaltungsraum aufgemacht und eilig mehrere dutzend Stühle nachgestellt werden mussten, wandelte sich die Nervosität endgültig in Vorfreude auf das Abendprogramm.
Wer der etwas auf sich hält schmückt sich nicht gerne mit Zitaten von Kurt Tucholsky oder Peter Panther oder mit Zitaten von Tucholsky, die dieser unter weiteren drei Pseudonymen in den 1920er Jahren in einer schier nicht zu fassenden Anzahl an Werken veröffentlicht hat? Legendär und im Politikbetrieb ein Dauerbrenner aus dem (leider) viele Politikerinnen und Politiker nicht wirklich Konsequenzen ziehen, sind die Ratschläge für einen schlechten Redner. Die (auch heute noch) populäre Kritik an DEN Medien aufgrund unzureichender oder auch seichter Berichterstattung nahm Tucholsky schon in den 1920er Jahren vorweg mit seinem Stück Sag mal, liebes Publikum: Bist Du wirklich so dumm?.
Die 60 Gäste applaudierten, lachten und johlten teilweise, wenn die Parallelelen zum Zeitgeschehen allzu offensichtlich wurden. Da Tucholsky nicht nur ein politischer Satiriker war, rezitierte der ehemalige Remscheider Joe Faß, der seit Anfang der 1990er Jahre in Hannover lebt und im Berufsleben Gewerkschaftssekretär bei der IG BCE gewesen ist, auch Texte wie Frauen sind eitel Männer nie!, stereotype Geschlechterbilder amüsant aufs Korn nahmen.
Am Ende des Abends stand für die Organisatoren und die Gäste, die sich in der Pause wie im Anschluss an das Programm noch in dem schönen Café verweilten, fest: Kultur und Politik das passt doch zusammen. Deshalb wird diese Veranstaltung bei Zeiten eine Fortsetzung finden!