Ein erfolgreicher Brückenschlag!

Erfreulich: ein Blick in den vollbesetzten Saal der Remscheider SPD.
Diskussion aus Anlass der Ausstellung "Auf dem Weg zur deutschen Einheit" - dargestellt in arabischer Sprache.
Diskussionsfreudig: Yurdakul Kaya, Erden Ankay-Nachtwein, Barbara Kempf und Georg Bollwerk.

Damit hatten die Organisatoren wirklich nicht gerechnet: ein voller Sitzungssaal – hierunter ein Dutzend junger Flüchtlinge, die zurzeit Deutschkurse besuchen, machten die Eröffnung der Ausstellung „Auf dem Weg zur deutschen Einheit“ in arabischer Sprache samt Diskussionsrunde mit Ehrenamtlichen, die Flüchtlinge unterrichten, zu einem besonderen Erlebnis.

„Wir als Remscheider SPD verstehen uns als Teil dieser Stadtgesellschaft, weshalb es für uns selbstverständlich ist, an den Internationalen Wochen gegen Rassismus teilzunehmen. Diese Ausstellung ist unser Beitrag dazu und mit ihr wollen wir die Möglichkeit eröffnen, über unsere Geschichte und unsere Werte ins Gespräch zu kommen.“ Mit diesen Worten begrüßte die Stv. Vorsitzende der Remscheider SPD, Stefanie Bluth den Abend.

Gibt es strukturellen Rassismus?

Der Remscheider Landtagsabgeordnete Sven Wolf hielt in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des NSU-Untersuchungsausschusses ein Grußwort und ging der Frage nach, ob es so etwas wie verdeckten Rassismus doch gibt. „Wenn ich am Bahnsteig stehe und neben mir ein Mensch mit türkischem Hintergrund oder mit schwarzer Farbe, weiß ich, wer eher kontrolliert wird.“ Hiergegen müsse etwas unternommen werden, machte Wolf deutlich.

„Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich?“

Mit dieser Frage leitete die Vorsitzende der AG Migration & Vielfalt die Diskussionsrunde mit Ehrenamtlichen ein. Für Georg Bollwerk sei das ein gelebter „Dienst als Pazifist“. Er schätze den kulturellen Austausch, von dem beide Seiten profitierten. Auf die Frage nach den besonderen Herausforderungen antwortete er spontan mit „Die drei Alphabete, die mir in einem Kurs begegnen.“ unter dem Lachen der Zuhörerinnen und Zuhörer. Er betonte die hohe Sozialkompetenz unter den Flüchtlingen. Probleme gab es anfangs mit der mangelnden Pünktlichkeit – diese seien aber durch die Einführung von „Spielregeln“ unter Kontrolle gebracht worden.

"Wir können uns nicht wirklich in unsere Schüler hinein denken."

Barbara Kempf vertrat die Initiative „Deutsch von Anfang an!“ und berichtete vom Unterricht in den Notunterkünften. Krankheiten sowie die Schwierigkeit, homogene Lerngruppen zu bilden, würden viele Ehrenamtlichen überfordern. Aufgrund der individuellen Fluchterlebnisse könne man sich nicht ohne weiteres in diese Menschen hineinfühlen, was die Arbeit erschwere. Man müsse daher auch akzeptieren, wenn Ehrenamtliche sagen, dass sie nicht mehr können.

"Wir brauchen Konzepte."

Für die Vorsitzende des Integrationsrates der Stadt Remscheid, Erden Ankay-Nachtwein, sei Sprachbildung der Schlüssel zu einer erfolgreichen Integration. Konzepte seien wichtig, damit die Schulen mit der Herausforderung, Flüchtlinge zu integrieren, meistern könnten.

Mit Obama Deutsch lernen

Die wohl spannendste Frage, wie Lernerfolge gemessen werden können, antworteten sowohl Barbara Kempf als auch Georg Bollwerk mit „Rollenspielen“. Hier könne man sehen, was von dem gelernten schon sitze. „Heute hat jemand Präsident Obama gespielt, damit wir die Unterscheidung von der „Sie“ und der „Du“-Anrede einüben konnten.“ so Georg Bollwerk.

Am Ende der gut eineinhalb stündigen Debatte ergriff Ramazan Dalgali, türkischer Sozialberater im Ruhestand, das Wort. Er erinnerte daran, dass es einst Asylsuchen verboten war, Deutschkurse zu besuchen. Heute habe sich die Gesellschaft verändert. „Man trinkt zusammen Kaffee und lernt anschließend Deutsch. Das ist eine wunderbare Sache.“ so Dalgali, der vor einigen Jahren das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland erhalten hat.

Fazit der Veranstaltung: Die Idee, mit deutscher Zeitgeschichte einen Brückenschlag zur Flüchtlingsarbeit zu schlagen, ist gelungen!