Wie sich Terror aus der Sicht der „Täterfamilien“ anfühlt

Am vergangenen Freitag hat die Arbeitsgemeinschaft Migration und Vielfalt der Remscheider SPD zu einer Lesung über den rechten Terror des sogenannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) in die SPD-Geschäftsstelle eingeladen. Die Autorin Nuran Joerißen las an diesem Abend ihren Beitrag „Einfach so“ aus dem Buch „Die haben gedacht, wir waren es“ vor. In der Kurzgeschichte geht es um den psychischen Einfluss der NSU-Verbrechen auf die Familienangehörigen der Täter und ihrer Unterstützer.

Als zentrales Motiv der fiktiven Erzählung sammelt der zwölfjährige Jan, dessen Vater ein enger Vertrauter Uwe Böhnhardts ist, nach dem Anschlag auf die Kölner Keupstraße wie besessen die Nägel einer Streubombe auf und versucht, diese wieder gerade zu biegen. Ebenso wie die Nägel ihre Krümmung für immer beibehalten werden, lassen sich auch die seelischen Wunden, die der Anschlag gerissen hat, kaum heilen. Die Unerklärlichkeit der Tat erleichtert den Heilungsprozess jedenfalls nicht: „Manche Dinge passieren einfach so.“, muss Jan am Ende der Geschichte resigniert feststellen.

Gerade wegen dieser tiefen Wunden innerhalb der deutschen Gesellschaft ist der AG Migration und Vielfalt sehr viel an der Aufarbeitung der NSU-Morde gelegen. „Als Brückenbauer zwischen verschiedenen Kulturen lassen wir nicht zu, dass unsere Gesellschaft gespalten wird. Gerade heute ist es wichtiger denn je, unsere Stimme gegen Hass und Rassismus zu erheben.“, sagte Yurdi Kaya, Vorsitzende der AG Migration und Vielfalt. Zu einer gelungenen Aufarbeitung gehöre zwingend auch ein gemeinsamer und respektvoller Austausch. „Niemand soll heute Abend mit offenen Frage nach Hause gehen“, fand auch Nuran Joerißen. Diese Erwartung wurde in der Diskussionsrunde im Anschluss an die Lesung mehr als erfüllt.